Kandern und seine Ortsteile
Die Stadt Kandern besteht aus der Kernstadt Kandern und den sechs weiteren Ortsteilen Feuerbach, Holzen, Riedlingen, Sitzenkirch, Tannenkirch (mit Gupf, Ettingen und Uttnach) und Wollbach (mit Egerten, Egisholz, Hammerstein und Nebenau).
Kandern
Kandern findet seine erste urkundliche Erwähnung bereits im Jahre 733 in einer Urkunde des Klosters St. Martin in Tours. "Cantara", der keltische Name für Kandern, bedeutet "klares Wasser". Die Historiker gehen davon aus, dass die reichen Bohnerzvorkommen auf der Gemarkung Veranlassung für die Gründung Kanderns waren. Es wird sogar vermutet und einiges spricht auch dafür, dass bereits die Kelten und später die Römer hier siedelten und Bergbau in Kandern betrieben haben.
Schon um 1690 hatte Kandern Bedeutung als Marktflecken. Die zentrale Lage des Hauptortes zwischen dem Schwarzwald und der Rheinebene bot einen idealen Standort für den Markt. Seit 1802 werden hier regelmäßig verschiedene Märkte ausgerichtet. Vor allem der seit vielen Jahren stattfindende Kanderner Pferdemarkt - immer im September - mit seinen reitsportlichen Veranstaltungen machte Kandern über die Grenzen des Markgräflerlandes bekannt.
Neben der Eisenverwertung spielte früher auch die Papierproduktion und bereits im 16. Jahrhundert das Hafner- und Zieglerhandwerk eien bedeutende Rolle. So ist auch zu verstehen, dass der Ort bereits 1810 durch Großherzog Karl Friedrich von Baden zur Stadt erhoben wurde.
Kandern hat vor allem als Töpferstadt eine Tradition. Um die Jahrhundertwende waren es in erster Linie die Hafner, die Gebrauchsgeschirr herstellten. Auch Ofenkacheln gehörten zum Sortiment. Doch schon damals entstand auch Kunstkeramik.
Im Zuge der in Baden-Württemberg durchgeführten Gemeindereform wurden 1974 die bisher selbständigen Gemeinden Feuerbach, Holzen, Kandern, Riedlingen, Sitzenkirch, Tannenkirch und Wollbach zur neuen Stadt Kandern zusammengeschlossen.
Seit 1985 pflegt die Stadt Kandern eine Partnerschaft mit Soufflenheim, der Töpferstadt im Elsaß.
Feuerbach
Feuerbach verdankt seine erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1275 dem Liber Decimationis, einem Zehntbuch des ehemaligen Bistums Konstanz. Im gleichen Jahr entsteht die erste Dorfkirche. Funde aus der Jungsteinzeit (ca. 5000 - 2000 v.Chr.) weisen auf eine frühe Besiedlung hin.
Die Johanniterkirche wird in den 40er Jahren des 19. Jhd. erbaut und enthält als Besonderheit die Orgel eines Silbermann-Schülers sowie einen aus Lindenholz geschnitzen Christus aus der Barockzeit.
Berühmt ist Feuerbach vor allem für seinen Rotwein. Nachweisen lässt sich der Weinbau hier schon 1382. Bei der Entrichtung des Zehntes an die Johanniter wurde der Weinzehnt genau so hoch bewertet wie der Fruchtzehnt - was die große Bedeutung des Weines für Feuerbach verdeutlicht.
Holzen
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1249. Die Kirche wird bereits im 13. Jhd. in einem päpstlichen Zinsregister genannt, Funde aus der Steinzeit deuten auf frühe Besiedelung hin. Es gibt auch Anzeichen dafür, dass die Kelten und später auch die Römer Bohnerze im Tagebau abbauten.
Holzen ist als Storchendorf bekannt, da dort seit 1979 Störche in einem Gehege angesiedelt sind. Storchennester sind auf der Kirche sowie auf Scheunen und Hausdächern anzutreffen.
Neben dem alle zwei Jahre stattfindenden Storchenfest übt der Kunsthandwerkermarkt eine Anziehungskraft auf das Umland aus.
Riedlingen
In einer Urkunde des Kaisers Otto II wird Riedlingen 972 als Besitz des Klosters Einsiedeln erstmals erwähnt. Gräberfunde aus alemannischer Zeit deuten auf eine frühe Besiedelung hin.
1356 übernahm der geistliche Ritterorden der Johanniter die Rechte an Riedlingen von Markgraf Otto von Hachberg-Sausenburg. Daran erinnert noch heute das Malteserhaus mit dem Malteserbrünnle.
Ungewöhnlich ist an der Riedlinger Kirche, dass kein Turm vorhanden ist - dafür aber ein doppelter Chor. Teilweise ist die spätgotische Ausmalung noch vorhanden, darunter die Darstellung der Ecclesia als Symbol für die christliche Kirche und Glaubensgemeinschaft.
Unter einer großen Kastanie im historischen Innenhof eines ehemaligen bäuerlichen Anwesens findet jeden Sommer mit dem Theater im Hof ein besonderes Kulturprogramm statt.
Sitzenkirch
Der kleine Ortsteil im Fuße der Ruine Sausenburg wird erstmals 1120 als Besitz des Klosters St. Blasien erwähnt. 1272 wurden Teile des Ortes, Kloster und Kirche von Rudolf von Habsburg zerstört. 1290 entstand die jetzige Kirche im romanischen Stil. Bis in die Reformationszeit verblieb in Sitzenkirch ein Frauenkloster. Beim Bauernkrieg um 1525 wurde der Ort vollständig verwüstet, nur die Kirche blieb unversehrt.
Bis zum Jahr 1805 stand das Kloster im Eigentum und unter der Verwaltung des Klosters St. Blasien. Heute sind die noch vorhandenen Gebäude im privaten Besitz.
Sehenswert im Ort ist ein restauriertes, historisches Mühlenrad.
Vom Rebhäuschen oberhalb der Ortschaft genießt man einen herrlichen Ausblick. Früher war der Rebanbau auch in Sitzenkirch von erheblicher Bedeutung. Im Jahr 1780 ließ Markgraf Karl Friedrich Setzlinge der Gutedelrebe aus der Schweiz ins Markgräflerland bringen.
Tannenkirch
Der Ort entstand aus den ursprünglich selbständigen Siedlungen Gupf, Ettingen, Uttnach und Tannenkirch sowie dem Hofgut Kaltenherberge - vor dem Eisenbahnbau eine Poststation an der Strecke Basel - Frankfurt.
Die erste urkundliche Erwähnung war 1179, als in einer päpstlichen Bulle die Kirche erwähnt wird. Nach der Bürgler Chronik wurde bereits 1138 dem Kloster Bürgeln ein Weinberg in Tannenkirch geschenkt.
Tannenkirch ist bekannt für seinen Weinanbau. Im Orstkern beginnt ein 5 km langer Rundwanderweg (Steingäßle-Weg) durch die Weinberge. In Tannenkirch werden die Rebsorten Gutedel, Müller-Thurgau und Silvaner sowie auch der Blaue Spätburgunder und der Regent angebaut.
Gegenüber dem Rathaus steht die Evangelische Pfarrkirche St. Matthias, welche aus einem mittelalterlichen Chorturm und einem 1973 neu erbauten Kirchenschiff besteht.
Wollbach
Mit den Teilorten Egerten, Egisholz, Hammerstein und Nebenau ist Wollbach der größte Teilort Kanderns. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 767. Die Ortskirche steht im Mittelalter unter dem Patronat der Herren von Rötteln. Sie ist den Heiligen Cyriak und Mauritius geweiht und taucht 1275 erstmals urkundlich auf. Im 15. Jhd. entstehen ihre gotischen Bauelemente, das oberste Turmstockwerk wird im 19. Jhd. aufgesetzt. Aus dem 18. Jhd. sind die großen Barockfenster.
Wollbach ist Ausgangspunkt verschiedenster Wanderungen wie beispielsweise den Themenwegen Planetenweg, Kulturlandweg und Kalkofenerlebnispfad. Im Ortsteil Egerten befindet sich das Max-Böhlen-Museum.
Alle zwei Jahre veranstaltet der Wollbacher Gesangverein das Strübli-Fest, benannt nach der badischen Spezialität "Strübli".
Sehenswert ist die historische Hofmühle, die als einzige Mühle im Ort noch betrieben wird.