Volkstrauertag 2023

Meldung aus Kandern
Kranz zum Volkstrauertag 2023 (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Kranz zum Volkstrauertag 2023

Ein herzliches Dankeschön gilt Pfarrer Martin Karl, 
und der Stadtmusik Kandern für die Mitgestaltung und 
musikalische Umrahmung der Gedenkveranstaltung.

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Rede der Bürgermeisterin zum Volkstrauertag 2023

 

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, liebe Anwesende,

sehr geehrte Musikerinnen und Musiker der Stadtmusik Kandern,

sehr geehrter Herr Pfarrer Mack und Pfarrer Karl,

 

wieder sind wir an diesem Gedenktag mit langer Geschichte hier über Kandern versammelt. 

Dieser Gedenktag, der Volkstrauertag ist mehr als 100 Jahre alt – und hat seit Februar 2022 eine erschütternde Aktualität gewonnen. 

Seit dem 7. Oktober diesen Jahres wird die Welt mit einem weiteren Kriegsszenario konfrontiert, welches in Brutalität und Grausamkeiten gegen die Menschheit kaum zu übertreffen ist. In Europa und im nahen Osten ist wieder Krieg. 

 

Erinnern Sie sich an diese Zeit letztes Jahr? Wir standen hier im grauen Nebel. Kühl und schleierhaft, ja, die Stimmung war passend zu diesem Anlass. Die Angst einer Energiekrise und die große Sorge um den Verlust von Dingen, die uns allen so selbstverständlich sind ging um. Es hat uns nicht wirklich getroffen, außer dem ständigen Lamentieren darüber das alles teurer wird und wir uns auf nichts mehr verlassen können. 

Aber irgendwie bleiben wir doch verschont und können weiter aus unserer bequemen Position heraus das Geschehen in Europa und der Welt beobachten. Es sind die Anderen. Menschen suchen Zuflucht und Hilfe bei uns und wir sind in der Lage es einfach zu tun: Zu helfen.

 

Sind wir immer noch in dieser Lage? Schaffen wir das noch?

 

Immer häufiger hören wir von überlasteten Kommunen und Landkreisen, wenn es um die großen Herausforderungen zur Unterbringung von Geflüchteten aus den Krisengebieten unserer Welt geht. Wir sind am Limit! 

Sind wir am Limit?

 

Es fühlt sich manchmal so an. Entsetzten und Hilflosigkeit macht sich breit, wenn man die immer neuen Bilder und Berichte aus Städten und Landschaften sieht, die dem Erdboden gleichgemacht werden. In all diesem Elend und Krieg auf der Welt ist es fast ein Segen, wenn eine Flucht möglich ist und ein Entkommen greifbar scheint.

Das ist es, was den aktuellen Krieg im nahen Osten so unmenschlich, die Situation so unfassbar grausam macht: Der Krieg tobt in einem dicht besiedelten Gebiet mitten zwischen den dort lebenden Menschen. Kein Ort der Zuflucht und Sicherheit in greifbarer Nähe. Selbst Orte, die im normalen Leben Hilfe und Sicherheit versprechen sind Ziele der Angriffe. Kein Entkommen. Der Segen des Entkommens aus dieser menschlichen Katastrophe fehlt und somit ist keine Hoffnung und Zuversicht gegeben. 

Tiefe Traurigkeit und Verzweiflung ergreift uns bei diesen Gedanken aber auch Wut und Unverständnis. Das lässt uns nach Antworten suchen, die es möglich machen, doch wieder Hoffnung zu schöpfen und zuversichtlich in eine friedliche Zukunft schauen zu können.

 

Es gibt diese eine, ganz klare Antwort nicht. Aber es gibt einen Weg, wie wir es schaffen können es auszuhalten. 

 

Wir müssen uns immer wieder die Fragen stellen, die auch den Anlass bieten, über den Sinn und die lange Geschichte des Volkstrauertages nachzudenken: 

Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt?

Ist Krieg wieder ein Mittel der Politik?

 

Über dieses kritische Nachfragen, das Erinnern an die Kriege dieser Welt mit ihren vielen Toten, Verwundeten und Geflüchteten, über das Gedenken und Mahnen wollen wir ein Zeichen der Solidarität setzten. Gleichzeitig wollen wir die Hoffnung und Zuversicht nicht aufgeben, dass es nachhaltig gelingt, den Frieden in dieser Welt zu sichern. 

 

Beten wir für die Menschen im nahen Osten, in der Ukraine, den vielen Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt, dass sie es schaffen, sich zu versöhnen und miteinander in Frieden zu leben. Tragen auch wir diese Verantwortung, mit Verständnis und Rücksicht auf unseren Nächsten, den Frieden zu wahren.

 

Gedenken wir nun miteinander. 

Dafür verlese ich das Totengedenken, wie es durch den Bundespräsidenten 1952 eingeführt wurde:

 

"Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind. Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt."